Zur Inklusion an den Bonner Gymnasien

Die Jungen Liberalen Bonn kritisieren den Beschluss des Stadtrats, das Helmholtz- und das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (EMA) entgegen dem erklärten Willen der Schulkonferenzen auf der Liste der Bonner Schulen für gemeinsames Lernen belassen zu wollen. Die Schulen haben sich dafür ausgesprochen, Plätze für gemeinsames Lernen bei zieldifferenter Beschulung nicht mehr zur Verfügung zu stellen.

„Zur Differenziertheit unseres Schulsystems gehört, dass in einer Klasse grundsätzlich zielgleich unterrichtet wird“, so der stellvertretende JuLi-Kreisvorsitzende Johannes Boch. Unterstützung für die Schulen erhofft er sich von der Landesregierung: „In ihrem Koalitionsvertrag hat sich die NRW-Koalition sowohl zum zielgleichen Unterricht an Gymnasien als auch zu mehr Schulautonomie bekannt. Jetzt gilt es, die Entscheidung der beiden Schulen zu respektieren und umzusetzen.“

Grund für die Entscheidung der Schulen sind vor allem die unzureichenden Rahmenbedingungen für das gemeinsame Lernen. Die ehemalige rot-grüne Landesregierung hatte die Inklusion in hohem Tempo vorangetrieben, ohne sie mit ausreichend Personal und der nötigen Ausstattung zu flankieren. Im vergangenen Sommer legte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) ein Konzept zur Neuausrichtung der Inklusion in den nordrhein-westfälischen Schulen vor. Bis zum Schuljahr 2024/25 sollen über 9000 neue Stellen an weiterführenden Schulen für das gemeinsame Lernen entstehen. Damit werden gegenüber der alten Landesregierung rund 6000 zusätzliche Stellen für die Inklusion geschaffen. 

Die Jungen Liberalen Bonn begrüßen, dass durch das neue Schulkonzept nun über Jahre versäumte Investitionen getätigt werden und so die Schüler nicht länger mit Ausstattung von teilweise historischem Wert arbeiten und von zu wenigen Lehrkräfte betreut werden müssen.

„Voraussetzung für Inklusion muss immer sein, dass die Qualität des Unterrichts sichergestellt ist“, mahnt Elisa Färber, Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen. „Wenn Elternvertreter äußern, dass sie Eltern eines Förderkindes nicht guten Gewissens empfehlen können, ihr Kind an dieser Schule anzumelden, dann ist das ein Signal, das die Politik ernst nehmen muss“. Wo Qualitätsstandards nicht erfüllt werden, muss eine Schule im Interesse ihrer Schüler auch die Möglichkeit haben, aus der Inklusion auszusteigen.

Gegen die Äußerungen der Linkspartei, deren Vertreter im Schulausschuss den Schulen vorwarf, sich von den inklusiv lernenden Schülern abkoppeln zu wollen und letztere im Zuge dessen als Ballast bezeichnet hatte, protestieren die Jungen Liberalen. „Solche Vergleiche zeugen von Geringschätzung für alle Lebensentwürfe, die nicht das Abitur beinhalten“, befindet Karsten Suhr, Beisitzer im JuLi-Kreisvorstand. „Jedes Kind hat individuelle Stärken und Schwächen. Das Abiturzeugnis muss nicht am Ende jeder Schullaufbahn stehen.“